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19. Januar 2014 7 19 /01 /Januar /2014 11:54

In einem Buch, das ich momentan lese, schreibt der Autor - Timothy Ferriss - einen sehr klugen Satz: "People don't want to be millionaires - they want to experience what they believe only millionaires can buy. ... $1,000,000 in the bank isn't the fantasy. The fantasy is the lifestyle of complete freedom it supposedly allows." 

Ja. Es geht mir eigentlich wirklich nicht darum, reich zu sein. Es geht mir darum, mir die Dinge leisten zu können, die ich tun will. Dafür muss man ja eigentlich nicht viel Geld haben, sondern nur genug Geld. 
Ich habe Träume, und ich habe natürlich auch die Absicht, sie umzusetzen. Ich bin neugierig und will mein Leben genießen, ich will später für meine Enkelkinder so sein, wie mein Opa jetzt für mich ist: Er zeigt mir Fotos von seinen Reisen nach Neuseeland, Hawaii, Israel, Australien, Singapur, Südafrika und Kreta, er war an der amerikanischen West- und Ostküste ebenso wie im Landesinneren und er hat hervorragende geografische Kenntnisse über Deutschland, weil er sich so viel angesehen hat in diesem Land. Er erzählt mir Geschichten von besonderen Hotels, gastfreundlichen Menschen und aufregenden Ausflügen. 
Doch genau da liegt das Problem: In solchen Fällen ist genug Geld eben gleichgesetzt mit viel Geld. Ich will nach Schottland, Skandinavien, Amerika, Vietnam, Singapur, China, Japan, Südkorea, Malaysia, Thailand, Kanada, Spanien, Griechenland... Ich will mir so viele Städte ansehen, Wien, Venedig, Rom, Prag, Paris... Die Frge ist, wie bezahlt man das denn bitteschön?

In meinem ehemaligen Jahrgang gibt es ein paar Mädchen, die - so kommt es mir vor - ständig verreisen. Ich bin mit ihnen nur auf Facebook befreundet, doch das reicht, um alles mitzubekommen, wenn sie in ihren jungen Jahren die Welt bereisen. Die eine postet Fotos aus Ecuador, dann aus der Dominikanischen Republik, dann plötzlich aus Los Angeles oder den Rocky Mountains. Die nächste verschwindet einfach so mal eben für drei Wochen nach Australien, nachdem sie im Sommer schon auf Europatour war. Oder auch meine ältere Cousine: Im Sommer war sie auf Vietnamreise mit Abstecher nach Kuala Lumpur, grade im vorigen Jahr war die komplette Familie auf Amerikaurlaub und auch davor kamen Postkarten aus Städten wie London von ihr an. 

Sie alle leben diesen International Lifestyle, der bei der Generation Student so angesagt ist momentan. Die Lust, die Welt zu entdecken, überall gewesen zu sein und seine Landkarte mit lauter besuchten Punkten zu füllen eint die Menschen von heute. Doch ich frage mich jedes Mal, wenn ich wieder von einem solchen Trip lese oder höre: Wie um alles in der Welt bezahlen die das?! Als ich meinen Trip nach Amerika gemacht habe, habe ich mich entschieden, nur zwei Wochen wegzufahren und nur in einer Stadt zu bleiben, weil ich mir teures Umherreisen (z.B. mit Inlandsflügen) nicht leisten konnte. Ich habe lange für diesen Urlaub gespart und gearbeitet und habe mir auch etwas von dem Geld genommen, das auf einem sicheren Reservenkonto für den späteren Einstieg ins Berufsleben liegt - für die Zeit, wenn man das Geld dann wirklich braucht, und zwar um zu leben, nicht um zu verreisen. 
Reisen bildet, schafft Erfahrung und schenkt einem Erinnerungen, die einen für immer begleiten und einen wachsen lassen. San Francisco war eine tolle Reise, das Geldausgeben hat sich auf jeden Fall gelohnt, aber jetzt kann ich auch definitiv eine solche Reise in nächster Zeit nicht mehr machen. Daher frage ich mich wirklich, wie machen meine Altersgenossen das? Sie sind alle genauso Studenten wie ich, leben nicht mehr bei ihren Eltern, haben eigene Autos, aber gehen regelmäßig feiern und verreisen quer über die Kontinente. Ich bin mir sicher, dass ihre Familien Geld haben. Schon in der Schule wusste man, dass im Hintergrund Papa und Mama den einen oder anderen Euro rüberschieben, um Töchterchen ein gutes Leben zu bieten. Da haben wir's: Geld. 

In jedem Lifestylemagazin - oder, moderner und heute viel aktueller: Blog - liest man davon, dass die jungen Leute nicht ihr Leben träumen, sondern ihre Träume leben sollen. Verreist, ihr Twens, seht euch die Welt an, seid Weltenbummler und Abenteurer! Verschwendet eure Zeit nicht mit Alltag, sondern lebt, feiert, schreibt die Geschichten, die ihr später erzählen wollt, anstatt später darüber nachzudenken, was ihr alles hättet erzählen können! Ja, klasse, sehr inspirierend. Leider vergessen diese Vielerlebten und Weitgereisten bei ihren Lebenstipps zu erwähnen, wie man sich sowas finanziert, wenn man als Student 400€ im Monat zur Verfügung hat, Miete, Essen und Auto zu bezahlen hat und die Eltern eben nicht im fünfstelligen Bereich pro Monat verdienen und einem das Leben finanzieren. Ich sage ja nicht, dass ich am Existenzminimum lebe, mir und meiner Familie geht es gut und klar geben meine Eltern mir hier und da was dazu - aber sicherlich nicht mal einfach so drei Wochen Australien. Meine Geschwister und ich - und die allermeisten meiner Freunde - sparen für das, was sie wirklich wollen. Meine Schwester will ein Jahr nach Amerika als Au Pair. Sie hat seit dem Ende ihrer Schulzeit Geld verdient und ihr Erspartes dafür verwendet, ihre Organisation zu bezahlen. Eine Freundin wollte ihren Freund in Spanien besuchen. Also hat sie ihr erarbeitetes Geld genommen, um den Flug zu bezahlen. Sowohl ihre als auch meine Eltern hätten Vögel gezeigt, wenn man sie aufgefordert hätte, das alles zu bezahlen. 

Der Lifestyle, den man gerne hätte, ist nicht für jeden gleich gut bezahlbar. Also findet man sich entweder mit dem ab, was man haben kann, oder tut alles dafür, später seinen beruf so auszuüben, dass man nicht nur hervorragend verdient, sondern auch noch die Zeit hat, die Träume seiner Jugend umzusetzen. 

 



  

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