Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
25. Mai 2015 1 25 /05 /Mai /2015 23:32

Ja, where have I been?

Kurz gesagt: Bei ihm. Ich bin am Wochenende bei ihm. Fast ununterbrochen und fast ausnahmslos. Mindestens eine Nacht bin ich auch unter der Woche bei ihm, eigentlich gibt es inzwischen maximal einen Tag pro Woche, an dem wir uns nicht sehen.
Ich habe eine entscheidende Sache gelernt in den letzten vier Monaten: Die Prioritäten im Leben eines Menschen verschieben sich deutlich, wenn sie sich ernsthaft verlieben und sich vollständig auf einen anderen Menschen einlassen wollen. Ich gebe ehrlich zu, ich habe viele dieser Pärchen nicht verstanden, die ihr ganzes Leben nach ihrem Partner ausrichten, die sich durch ihn verändern, die permanent an ihm kleben oder so tun, als käme man ohne ihn keinen Meter weit. Und nun? Nun kann ich es verstehen.
Ich habe den Fehler gemacht, Leuten etwas vorzuwerfen, was ich nicht beurteilen konnte. Ich hatte nie eine ernsthafte Beziehung. Nun habe ich eine und kann beurteilen, wie schwer es ist, nach einem wunderbaren, langen Wochenende auf einmal wieder alleine zuhause zu sitzen und die Nacht alleine im eigenen Bett zu schlafen, wie komisch es ist, aufzuwachen und neben sich nicht die Wärme der Person zu spüren, deren Gegenwart gleichzeitig Heimat und Freiheit ist. Ich kann nun verstehen, wie man plötzlich Dinge gerne tut, die einem vorher egal waren, weil es Spaß macht, sie mit der Person zu machen. Ich weiß jetzt, dass es sehr schwer sein kann, eine Person nicht permanent zu berühren oder anzuschauen, die neben einem sitzt und die bei ganz normalen Tätigkeiten - wie essen oder etwas lesen - in den eigenen Augen fehlerlos schön aussieht.
Vielleicht habe ich in meinem langen Warten auf den Richtigen irgendwann aus den Augen verloren, realistisch über Liebe und Liebende nachzudenken. Vielleicht dachte ich, dass sie kein so starkes Gefühl sein kann, dass sie so verrückte Dinge mit einem macht - vielleicht habe ich auch gar nicht damit gerechnet, dass mir es doch noch irgendwann passiert, dass ich jemanden wirklich will - und dieser Jemand auch mich, und dass es dann auch noch passt.

Doch: Ich will ihn. Und er will mich. Er will mich so aufrichtig, so ehrlich. Er will mich haben wie ich bin, auch er hat auf die Richtige gewartet und beschlossen, sie in mir gefunden zu haben. Und es passt. Es passt so gut, dass es manchmal schon fast unheimlich ist. Man sagt ja manchmal, Gegensätze ziehen sich an - doch ich glaube, dass es bei uns die Ähnlichkeit ist, die uns zu so einem guten Paar macht. Das wir über alles reden, über alles lachen können, egal in welcher Situation, dass wir sagen was der andere denkt, dass sich unsere Blicke treffen, wenn wir über den selben Kommentar die Augen verdrehen, dass unser Hobby uns verbindet, dass wir stundenlang Auto fahren können und uns dabei ohne Fragen zu stellen einig über die Musik sind, dass es nie Schwierigkeiten gibt, gemeinsam Essen zu gehen oder einen Film anzuschauen, dass wir an anderen Menschen die gleichen Eigenschaften schätzen und ablehnen, dass wir die Stimmung des anderen lesen können, als wäre es die eigene.

Ich hätte lange Zeit nicht gedacht, dass es klappt mit uns, und ich konnte es auch einige Zeit nachdem es endlich geklappt hatte nicht glauben. Er und ich? Nach all den Monaten, die wir uns schon geschrieben haben und es nichts wurde? Und nach all den Jahren, die wir uns schon kennen und es keine Anzeichen gab? Nein. Doch seit ich es glaube, wird es mit jedem gemeinsamen Tag realer. Und es wird jeden Tag intensiver. Und ich lerne jeden Tag mehr dazu, was es bedeutet, eine Beziehung zu haben und was es heißt, für jemanden so stark zu fühlen. Ich lerne die Seiten kennen, die einfach nur unglaublich schön sind: Sich so geborgen bei ihm zu fühlen, sich von ihm festhalten zu lassen, wenn man schlecht geträumt hat, gesagt zu bekommen, wie schön man ist, wenn man grade völlig zerzaust von draußen aus dem Regen ins Zimmer kommt, von ihm gebraucht zu werden und ihm stundenlang über den Kopf zu streicheln, während er in meinem Schoß liegt, wenn ihn etwas bedrückt, von ihm zum Lachen gebracht zu werden, wenn man eigentlich grade überhaupt nicht in der Stimmung ist, Kleinigkeiten, die einem zeigen, wie aufmerksam er ist bei allem was man tut und sagt, diese Freude zu verspüren, wenn man sieht, dass er sich über etwas freut. Und ich lerne auch die Sachen, die nicht so leicht sind, kennen: Das manche Dinge Zeit brauchen, um sich zu entwickeln, die daraus resutierende Ungeduld, wie schwer es manchmal ist, über seinen Schatten zu springen, wenn man weiß, dass man manche Sachen besprechen sollte anstatt beleidigt zu sein oder etwas mit sich herumzuschleppen, der Schmerz, wenn man sieht, dass es ihm schlecht geht oder er schlechte Laune hat und die Resignation, wenn man das Gefühl hat, man kommt in so einem Moment nicht an ihn heran und kann ihn mit nichts aufheitern, der Zwiespalt, nachts heulend einerseits nichts lieber zu wollen als von ihm getröstet zu werden und ihn andererseits nicht wecken zu können, die Überwindung, nach Hause zu gehen und zu akzeptieren, dass das Wochenende auch mal vorbei ist und der Alltag ruft, Schwäche zuzulassen, an sich zu arbeiten, umzugehen mit Schuldgefühlen, wenn man das Gefühl hat, ihm gegenüber nicht fair oder zickig gewesen zu sein, mit einer Verlustangst zu leben, die man vorher so noch nie empfunden hat.
Ich habe so viele neue Erfahrungen gemacht und eine Menge über mich gelernt. Vor mir haben sich gleichermaßen so viele wunderbare Dinge wie seelische Abgründe aufgetan. Ich habe ihm gesagt, an welchen Fronten ich kämpfen muss. Doch er ist ohne zu zögern an meiner Seite in die Schlacht gezogen. Was für ein Wort bescheibt das Gefühl am besten, was ich dafür für ihn empfinde...?

Ich werde Zeit brauchen, all diese Dinge zu bearbeiten, mich an die Situation zu gewöhnen, mich auf alles Neue einzulassen, zu akzeptieren, wo ich früher falsch lag in meinen Urteilen und wie ich mich verändere. Ich denke, man braucht Zeit, um zu üben, wie Beziehung geht und wie man liebt und geliebt wird. Doch ich lerne, mich fallen zu lassen - und ich falle sanft, sanfter und sanfter von Tag zu Tag.

Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare

C
Och, es freut mich, dass du den Richtigen gefunden hast. <3
Antworten