Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
25. Oktober 2014 6 25 /10 /Oktober /2014 12:29

Ich weiß immer nicht, ob ich es lieben oder hassen soll, wenn ich ein Lied höre, und der Songtext mir sozusagen aus der Seele spricht. Das sind zwar meistens genau die Lieder, die man am meisten liebt, aber irgendwie ist es auch ein bisschen verstörend, wie ein Lied sich so gut in das einfügen kann, was man fühlt. Vor allem, wenn der Text einen so widerspiegelt, weil man traurig ist und einen etwas bedrückt. Es gibt auch Lieder, deren Text ein positives Lebensgefühl perfekt auf den Punkt bringt, aber das sind dann Songs, die eher eine Hymne für den Moment werden - bei traurigen Liedern wird man nur noch trauriger, wenn man sie in der entsprechenden Situation hört. Und trotzdem hört man sie dann erst recht, immer wieder.
Das beste Beispiel ist, wenn ich morgens um sieben im Bus sitze und in die Uni fahre. Ich bin dann schon seit einer Stunde wach und unendlich müde, in 99% der Fälle ist mir auch noch kalt und ich schaue aus dem mit Regentropfen überzogenen Fenster nach draußen in die Dunkelheit und denke daran, warum ich traurig bin. Und mein iPod sorgt für den Soundtrack der Szene, die ein Hollywoodregisseur nicht besser in sein kitschiges Drehbuch verfrachten könnte.

Worüber habe ich nachgedacht in den letzten Wochen und Monaten? Es ist interessant, wie immer ein Thema in meinem Leben fast die ganze Aufmerksamkeit beansprucht und mein Denken in die Hand nimmt, und oft auch mein Handeln. Nach meinem Urlaub in San Francisco letztes Jahr war es monatelang der Mann, den ich dort kennengelernt habe, meine Gedanken waren starr darauf ausgerichtet und fast alle Facetten meines Lebens haben irgendwie einen Rückschluss auf ihn zugelassen. Irgendwann wurde er dann langsam aus dem Fokus gerückt. Da ist meine Schwester in ihr Auslandsjahr aufgebrochen, dann kam die Krankheit meines Großvaters, dann die Krise in meiner Familie, dann das Kinderfreizeitproblem. Jedes Mal war mein Geist komplett eingenommen von dem, was anlag. Nie nur ein bisschen drüber grübeln, nein. Direkt voll rein in den Gedankensumpf, mit Haut und Haar, Kopfsprung rein, sozusagen. Und dann kam auch schon der Herr F. Und ich hab mich echt lange dagegen gewehrt, den Herrn F. zur zentralen Figur der Gedanken zu machen. Aber er hat echt alles versucht, um sich selber in die begehrte Position zu manövrieren. Er hat mich ja quasi nicht mehr in Ruhe gelassen damit. Er hat es richtig darauf angelegt. Und irgendwann konnte ich mich nicht mehr wehren, und ich habe so angefangen, wie ich immer anfange: Alles, jedes kleinste Detail, zu zerdenken. Den ganzen Tag. Egal, was ich gemacht habe.
Wenn man weiß, was der Herr F. für ein Mensch ist, wundert man sich darüber, dass er so hartnäckig den Kontakt zu mir hält. Und man wundert sich nicht, wenn man dann sieht, dass er mich behandelt wie einen Stein, wenn er mich trifft. Ich dachte, ich - und der Herr F. auch - wären zu alt für so einen Mist wie virtuelle Freundschaft. Wenn man sich hervorragend versteht, wenn man sich Nachrichten schreibt, versteht man sich ja auch eventuell im echten Leben gut - aber scheinbar sieht das der Herr F. anders. Herr F. hat begonnen, mich unfassbar zu verwirren. Meine Verwirrung hat mich nächtelang nicht schlafen lassen, sie hat mich dazu gebracht, mit Menschen über die Situation zu sprechen, mit denen ich nie über solche Sachen gesprochen hätte, einfach um mir Rat zu holen. Meine Verwirrung ist grade die zentrale Frage in meinem Gedankensumpf. Und das soll sich jetzt ändern. Ich habe mein Projekt, mich zu einem starken, selbstständigen Menschen zu entwickeln, der die Dinge anpackt und ändert, die ihn stören, vernachlässigt in letzter Zeit. Wieso habe ich mich in den frühen Morgenstunden im Bus am Fenster zusammengerollt und mir unablässig die Frage gestellt, was in Herrn F.s Kopf vorgeht, anstatt mich zu fragen, was eigentlich in meinem Kopf vorgeht - und ob das nicht vielleicht viel wichtiger ist als das, was in anderen Köpfen vorgeht. What's going on in that beautiful mind? Mein mind ist das beautiful mind, in dem es rauszufinden gilt, was los ist.

 

Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare

N
Denk nicht so viel nach.<br /> Mach den ersten Schritt und probiere dich aus.
Antworten
M
<br /> <br /> Ich habe mindestens fünf erste Schritte gemacht...<br /> <br /> <br /> <br />