Ich habe beschlossen: Immer, wenn mir jetzt irgendjemand eine der folgenden Fragen stellt: "Und? Wie ist Uni so?", "Wie läufts in der Uni?", "Wie waren die Prüfungen?" oder ähnliches, wird die Antwort lauten: "Gut." Das Ehrlichsein steht mir bis ganz oben. Ich hab es satt mich rechtfertigen zu müssen, ich hab es satt diejenige zu sein, die in einer Runde voller "Studium ist voll geil"-Menschen sagt, dass sich die Begeisterung in Grenzen hält, ich will mich verdammt noch mal nicht mehr schlecht fühlen, weil ich berichten muss, dass Prüfungen nicht gut waren, manche auch gar nicht gut. Ich will mir keine Tipps von einschlägig bewanderten Omas anhören, dass die Zeit als Student die Beste im Leben ist, ich will mir von meinen Freunden nicht mehr anhören, wie supertoll ihr Studium ist und von meinen Kommilitonen kein "Ey, die Klausur war doch der Hammer, oder?!" mehr anhören, um zu spüren, dass man als Einzige anderer Meinung ist. Ich hab anhören und die Einzige sein einfach so satt. Ich bin müde davon.
Genauso müde bin ich, mich ständig mit Themen wie Freundschaft, Liebe und Veränderung auseinandersetzen zu müssen. Früher waren meine Freunde meine Freunde, die mit denen ich in der Schule rumgehangen habe und viel Spaß hatte und mit denen ich hin und wieder was gemacht habe, mit manchen oft viel, mit manchen seltener, aber trotzdem. Man konnte seinen Freundeskreis genau bezeichnen. Auch wenns dämlich klingt: Eine Art "Clique" war definierbar. Jetzt weiß ich gar nicht mehr so genau, wem es eigentlich noch wichtig ist, sich mit mir zu treffen. Ich komme ständig in Konflikt mit Leuten, die ich unbedingt mal wieder sehen will und meinem Zeitplan, der von Lernen für Klausuren und Hausarbeiten schreiben oder Arbeiten und Training vollgestopft ist. ich weiß, dass ich schon viele Leute vor den Kopf gestoßen habe, weil ich einfach keine Zeit hatte. Und ich weiß, dass mich die Uni verändert hat. Ich habe das Gefühl, ich bin kein so offener, Fröhlichkeit ausstrahlender Mensch mehr, wie ich es noch vor einem Jahr war, oder vor zwei. Ich glaube, die Angst, die Zweifel, der Stress, die Müdigkeit und all das, was sich seit fast einem Jahr verändert hat, hat meinen Geist vergiftet. Ich glaube, ich versuche viel zu sehr, so zu sein, wie ich vorher war, und ich glaube, dass das meine Freunde merken, und ich glaube, dass sie das intuitiv nicht gut finden. Ich spüre, dass manche von mir genervt sind, oder sonstwie eine Veränderung bei mir bemerken und dass sie deswegen nicht mehr so sehr meine Freunde sind wie vorher. Und am meisten tut es weh, wenn's nicht so "lose" Freundschaften sind. Sondern solche, von denen man dachte, sie bleiben, weil so viel darinsteckt.
Veränderung ist doch einfach dumm. Gut, vielleicht sollte ich das nicht nicht so verallgemeinert ausdrücken. Aber seit einem Jahr hat sich kaum etwas verändert, was ich später besser fand als vorher. Am Meisten hasse ich, dass sich meine positiven Eigenschaften wegverändert haben, aber meine schlechten nicht. Ich bin immer noch ein Schisser, der sich selber im Weg steht statt sich was zuzutrauen, ich hänge nach wie vor mein Herz an die falschen Kerle, ich bin nach wie vor völlig inkonsequent und blogge nur persönlichen Scheiß.
Und das macht es mir auch so schwer, Sachen zu genießen, die ich vorher genießen konnte. Ich war auf zwei Konzerten in den letzten Wochen, einmal Simple Plan und einmal die guten alten Wise Guys. Ich kam mir zeitweise total fehl am Platz vor. Als wäre ich zu alt. Zu ALT. Bei einem Partykonzert meiner Lieblingsband. Mein einziger Gedanke am Schluss war "Das war zwar gut... Aber du hast hier nicht reingepasst". Das ist traurig, finde ich. Es macht mich traurig, dass es mich traurig macht. Es macht mich traurig, das alles zu schreiben. Weil es wahr ist. Und weil die Leute, die es vielleicht betrifft, das alles wahrscheinlich nicht lesen werden.
Ich bin ungern neidisch auf andere. Aber ich finde, nach so langer Zeit, in der andere in meinem Bekanntenkreis einen Arsch voll Glück haben oder ständig irgendwelche guten Sachen passieren oder es ihnen einfach nur gut geht, wäre ich auch mal dran, mich einfach nur gut zu fühlen.
... Jaja. ich weiß. Und in Afrika verrecken die Kinder im Dreck. ich bin ja schon still.